Gibt es Gott?
  Die Botschaft Jesu
 

Welches Weltbild dient als Grundlage für Jesu Verkündung?

Jesu Botschaft ist nur verständich, wenn man den Hintergrund berücksichtigt, auf dem sie aufbaut. Damit sind die Erfahrungen gemeint, die das Volk Israel mit Gott gemacht hat und die im Alten Testament aufgeschrieben sind. (Daher gehört auch das AT zur christlichen Bibel dazu.) Die Menschen haben erkannt, dass Gott die Welt ursprünglich als "Paradies" für die Menschen geschaffen hatte. Es gab keine Mühsal, keine Krankheiten und keinen Tod.

Allerdings war es wohl unweigerliche Konsequenz des freien Willens, den Gott den Menschen gab (Nur durch die Möglichkeit der freien Entscheidung ist der Mensch ja in der Lage, Gott zu lieben, wie er es möchte), dass einige Menschen bald damit begannen, gegen Gottes Willen zu handeln - quasi um "mal auszuprobieren", ob Gott es tatsächlich gut mit den Menschen meint, oder ob er ihnen nicht irgendetwas missgönnt. Nun, da einmal die Möglichkeit sich gegen Gott zu stellen existierte, stehen alle Menschen vor dieser Wahl: Soll ich mich lieber an das halten, von dem Gott sagt, dass es das Beste für mich ist? Oder will ich lieber versuchen, alle Grenzen hinter mir zu lassen, um auf eigene Faust mein Glück zu suchen? (Christen nennen diesen Umstand "Erbsünde".) Es zeigte sich, dass die meisten Menschen eher dazu neigten, Gott zu misstrauen und ihr Glück auf eigene Faust zu suchen. Die Folge davon war, dass das fein abgestimmte Paradies durcheinander geriet. (Die moderne Psychologie weiß nur zu gut, dass übertriebener Egoismus durchaus schädlich ist - nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft.) Das "Experiment Menschheit" war aus Gottes Sicht wohl gescheitert. Die Menschen wurden nicht zu dem liebenden Gegenüber, das er sich gewünscht hatte.

Seitdem ist also das Verhältnis der Menschen zu Gott geschädigt. (Das ist es, was Christen mit dem Begriff "Sünde" auch heute noch bezeichnen: Eine Störung im Verhältnis des Menschen zu Gott.) Dies ist insofern besonders problematisch, als dass Gott per definitionem völlig gut und gerecht ist und daher ungerechte, "böse" Menschen in seiner Gegenwart nicht dulden kann. Die naheliegendste Möglichkeit wäre für Gott sicher gewesen, die Menschen zu vernichten und es bei dem gescheiterten Versuch zu belassen. Doch das widerspricht zutiefst der Liebe Gottes, die ein Scheitern der Menschheit nicht hinnehmen will. Damit die Menschheit eine Chance hatte, weiterhin vor Gott zu Bestehen, gab er den Menschen am Beispiel des Volkes Israel daher zunächst die Möglichkeit, durch bestimmte Opferrituale und die Befolgung eines göttlichen Gesetzes immer wieder neu vor Gott gerecht zu werden. Allerdings konnte dies natürlich nur eine Übergangslösung sein, sie zudem dadurch unterlaufen wurde, dass einige Juden (die "Pharisäer) das Gesetz immer weiter ergänzten und verfeinerten, so dass es letztendlich kaum einzuhalten war und vor allem kaum mehr dem ursprünglichen Zweck diente, den Gott vorgesehen hatte.

"Die Wahrheit der Bibel erweist sich nicht in ihren Aussagen über Gott - denn wer könnte die schon nachprüfen? Sie erweist sich vielmehr in ihren Aussagen über die Menschen." - Klaus Douglass (dt. Pfarrer und Theologe)

Wichtig: Diese Schilderung der frühesten Geschichte Gottes mit den Menschen wirkt definitiv eher wie ein Märchen als wie eine ernstzunehmende geschichtliche oder philosophische Theorie. Die Frage, ob es tatsächlich Adam und Eva und die Vertreibung aus einem paradiesischen Garten gab, ist jedoch zunächst ziemlich nebensächlich. Entscheidend ist, dass im AT Aussagen über die Menschen, ihr Verhältnis zueinander, zu der Schöpfung und zu Gott gemacht werden, die zeitlose Gültigkeit besitzen. Erst nach und nach kommen Psychologen und Soziologen heute mit ihren Methoden zu den selben Erkenntnissen, die in den ältesten Teilen der Bibel schon formuliert wurden.

Was ist Jesu Botschaft?

Durch Jesus wollte Gott das zustande bringen, was durch das jüdische Gesetz nicht erreicht wurde: Eine dauerhafte "Reparatur" des Verhältnisses der Menschen zu Gott, also die Sünde ein für alle Mal zu überwinden, um es mir christlichen Begriffen auszudrücken. Dazu verkündet Jesus den Menschen den eigentlichen Sinn, der hinter den Gesetzen des Alten Testaments steht: Es geht nicht darum, dass die Menschen sich durch das Befolgen kleinlicher Gebote irgendwie die Gunst Gottes sichern sollen und ansonsten ihr Leben so,führen als gäbe es ihn nicht. Nein, Gott will, dass die Menschen stets aus Liebe handeln - Liebe zu Gott, dem sie alles verdanken, Liebe zu sich selbst (denn jemand, der sich selbst nicht mag, kann auch keinen anderen lieben) und Liebe zu den Mitmenschen, da diese genauso von Gott angenommen sind wie man selbst.

"Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!" - Mk 1,15

Wenn die Menschen diesem Ideal folgen, kann Gott wieder so in der Welt zur Geltung kommen, wie er es eigentlich geplant hatte. Dann wird es - wie im "Paradies" - kein Leid, keine Mühsal und letztendlich auch keinen Tod mehr geben. Das leuchtet ein, wenn man allein schon den Teil dieses Versprechens betrachtet, der von den Menschen erfüllt werden muss: Wenn jeder seinen Mitmenschen so behandelt, wie er selbst gerne behandelt werden würde, gäbe es eine ganze Menge Probleme in unserer Welt einfach nicht mehr. Jesus bezeichnet diesen Idealzustand als das "Reich Gottes". Das Wunderbare ist nun, dass Jesus dafür sorgt, dass dieses Reich Gottes nicht bloß eine traumhafte Wunschvorstellung oder ferne Zukunftsmusik bleibt. Dadurch, dass er Anhänger um sich sammelt, die bereits damals - und auch heute noch - nach Jesu Geboten handeln, wird dieses Ideal Gottes Stück für Stück bereits verwirklicht.

Natürlich ist klar: Das Paradies hat Jesus nicht zurückgebracht. Nach wie vor hat der Mensch seinen freien Willen und die meisten Menschen - auch viele Christen - nutzen ihn dazu, sich bewusst oder unbewusst gegen Gottes Willen zu stellen, den Jesus verkündet hat. Das Reich Gottes beginnt also bereits heute, ist aber noch weit von seiner Vollendung entfernt. Christen glauben, dass dies erst dann geschieht, wenn Jesus in die Welt zurückkehrt, wie er es versprochen hat.

Warum musste Jesus am Kreuz sterben?

Ein so gewaltiges Vorhaben wie die Verwirklichung des Reiches Gottes setzt einen "Neuanfang" im Verhältnis der Menschen zu Gott voraus. Wirklich aus Liebe handeln kann man nämlich nur dann, wenn man frei von Angst ist. Wenn man keine Wahl hätte, jemanden zu lieben, weil man sich vor schlimmen Strafen fürchten müsste, wenn man es nicht täte, dann wird es mit der Liebe sehr schnell vorbei sein. Aus ihr würde Furcht, vielleicht sogar Hass.

Daher musste Gott ein schwieriges Problem lösen, bevor er einen Neuanfang mit den Menschen wagen konnte: Die Menschen sind nun mal "Sünder", das heißt, sie entscheiden sich allzu oft dazu, so zu leben, als gäbe es Gott und seine gut gemeinten Ratschläge nicht. Die meisten Menschen sehen das auch ziemlich schnell ein und haben daher Angst vor Gott. Was ist, wenn Gott mich nun nicht mehr haben will, weil ich doch so oft gegen ihn handle?!

Genau hier kommt Jesu Tod am Kreuz ins Spiel. Gott musste es irgendwie schaffen, den Menschen ihre Vergehen gegen ihn und ihren Ungehorsam zu vergeben, ohne dabei seinem eigenen Wesen zu widersprechen. (Schließlich ist Gott vollkommen, also auch vollkommen "gerecht". Gerechtigkeit bedeutet aber, dass ein geschehenes Unrecht irgendwie wieder gut gemacht werden muss.) Dies gelingt ihm, indem er an die Opfertradition der Juden (siehe oben) anknüpft. Durch ein perfektes und unendlich wertvolles Opfer sollten die Menschen ein für alle Mal gerecht gemacht werden, so dass sie sich danach nie mehr vor Gottes Zorn fürchten müssten. Das einzige Opfer, das hierzu in Frage kam, war Gott selbst. Schließlich wurde an Gott Unrecht begangen. Daher ist er auch der einzige, der den Schaden "bezahlen" kann, wenn die Menschen dazu nicht in der Lage sind.

"Weil ein einziger (Adam) ungehorsam war, sind alle zu Sündern geworden. Ebenso werden alle vor Gott gerecht, weil der eine (Jesus) gehorsam war." - Röm 5,19

Wenn die Christen also sagen, dass "Gott seinen eingeborenen Sohn zur Vergebung der Sünden hingab", dann bedeutet das einfach: Gott opfert sich selbst (denn Jesus ist ja Gott) aus Liebe, um das Unrecht wieder gut zu machen, das die Menschen ihm antun, und ihnen zu zeigen, dass Gott ihnen vergeben hat und sie sich nicht mehr fürchten müssen.

Klingt das nicht alles ein bisschen arg einfach konstruiert? Konnte Gott den Menschen nicht einfach so vergeben? Wer sollte schließlich darauf bestehen, dass Gott sich an irgendwelche Regeln der Gerechtigkeit hält? Natürlich, Gott ist sein eigener Herr und kann alle "Spielregeln" so gestalten, wie er will. Aber Gott ist auch konsequent. Gerade das zeugt ja von seiner Größe: Wenn er sich einmal dazu entschieden hat, gerecht zu sein, dann wird er das auch immer bleiben - selbst wenn es, im wahrsten Sinne des Wortes, große Opfer kostet. Auch das ist logischer Weise nur ein menschlicher Erklärungsversuch, der die Sache an sich wohl nur höchst unzureichend trifft. Aber vielleicht geht es ja gerade darum: Vielleicht ist das, was Gott durch Jesus getan hat, nur deshalb so simpel und bildhaft, damit es wirklich jeder versteht, auch derjenige, der vielleicht nicht ganz so intelligent ist.




 
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